Montag, 18. Juni 2012

Dundee

Tay Rail Bridge
Da sonntags zwischen Stirling und St Andrews kein direkter Busverkehr stattfindet, fuhr ich über Dundee und nutzte die Gelegenheit, mich für drei Stunden dort umzusehen. Die Stadt liegt am Firth of Tay. Manch einer kennt aus dem Gedicht "Die Brück' am Tay" von Theodor Fontane die Firth-of-Tay-Brücke, die 1879 bei einem starken Sturm zusammenbrach und einen Zug mit 75 Menschenleben mit sich riss. An ihrer Stelle findet man nun die Tay Rail Bridge. Sie stellt die direkte Verbindung zwischen Dundee und Edinburgh her.


"Wann treffen wir drei wieder zusamm'?"
"Um die siebente Stund', am Brückendamm."
"Am Mittelpfeiler."
"Ich lösch die Flamm'."
"Ich mit."
"Ich komme vom Norden her."
"Und ich vom Süden."
"Und ich vom Meer."

"Hei, das gibt ein Ringelreihn,

und die Brücke muß in den Grund hinein."
"Und der Zug, der in die Brücke tritt
um die siebente Stund'?"
"Ei, der muß mit."
"Muß mit."
"Tand, Tand
ist das Gebild von Menschenhand."

Auf der Norderseite, das Brückenhaus -

alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut', ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu,
sehen und warten, ob nicht ein Licht
übers Wasser hin "ich komme" spricht,
"ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
ich, der Edinburger Zug."

Und der Brückner jetzt: "Ich seh einen Schein

am andern Ufer. Das muß er sein.
Nun, Mutter, weg mit dem bangen Traum,
unser Johnie kommt und will seinen Baum,
und was noch am Baume von Lichtern ist,
zünd alles an wie zum heiligen Christ,
der will heuer zweimal mit uns sein, -
und in elf Minuten ist er herein."

Und es war der Zug. Am Süderturm

keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
und Johnie spricht: "Die Brücke noch!
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
die bleiben Sieger in solchem Kampf,
und wie's auch rast und ringt und rennt,
wir kriegen es unter: das Element.

Und unser Stolz ist unsre Brück';

ich lache, denk ich an früher zurück,
an all den Jammer und all die Not
mit dem elend alten Schifferboot;
wie manche liebe Christfestnacht
hab ich im Fährhaus zugebracht
und sah unsrer Fenster lichten Schein
und zählte und konnte nicht drüben sein."

Auf der Norderseite, das Brückenhaus -

alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut' ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu;
denn wütender wurde der Winde Spiel,
und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel,
erglüht es in niederschießender Pracht
überm Wasser unten... Und wieder ist Nacht.

"Wann treffen wir drei wieder zusamm'?"

"Um Mitternacht, am Bergeskamm."
"Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm."
"Ich komme."
"Ich mit."
"Ich nenn euch die Zahl."
"Und ich die Namen."
"Und ich die Qual."
"Hei!
Wie Splitter brach das Gebälk entzwei."
"Tand, Tand
ist das Gebilde von Menschenhand" 



statue of Desperate Dan
Die Stadt musste in ihrer Vergangenheit mehrere Zerstörungen und Plünderungen erfahren, sodass sie weniger von historischen Bauten und mehr von Gebäuden der 60er, 70er Jahre geprägt ist. Deswegen ist die Stadt kulturell nicht gerade sehr bereichert, bietet in ihrer schicken Innenstadt jedoch hervorragende Einkaufsmöglichkeiten.
Man sagt, Dundee lebe von den drei "J" lebt: Jute, Jam (Konfitüre) und Journalismus.
Jute ist eine Bastfaser aus der zum Beispiel Verpackungsmaterialien (Säcke), grobe Garne und Teppiche hergestellt werden.
Die Hausfrau Janet Keiller aus Dundee soll die Orangenmarmelade gefunden haben. Das Produkt verkaufte sich so gut, dass die Familie 1797 die erste Marmeladenmanufaktur der Welt gründete.Letzteres wird in der Stadt heute noch vom Verlagshaus DC Thomson & Co. beherrscht. Es publiziert nicht nur bedeutende Zeitungen, sondern vor allem auch Comics und Kinderliteratur. Ein echter Comicklassiker ist "The Dandy", der seit 1937 gedruckt wird. Dem Helden, Desperate Dan,
wurde sogar eine Statue auf dem City Square gewidmet.

St Mary's Church

2 Kommentare:

  1. Hey Nikki, kommt das Gedicht von dir? :P Ich bendeide dich ein wenig..so typische englisches Wetter!!! Liebe Grüße in den Norden, Dani ;)

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